Eltern und Kind
Kinderkrankheiten
Gesundheitsprobleme im Jugendalter
Akne bei Jugendlichen
Akne: Nicht ansteckende Hauterkrankung, die mit Vergrößerung der Talgdrüsen, vermehrter Talgproduktion und dadurch begünstigten Entzündungen einhergeht. Sie tritt besonders in der Pubertät auf und hat mit 17 Jahren ihren Häufigkeitsgipfel. Rechnet man milde Formen mit, so ist fast jeder Jugendliche von Akne betroffen, Jungen meist schwerer als Mädchen. Jedoch haben etwa 10 % der Betroffenen auch noch nach dem 25. Lebensjahr Beschwerden. Bei 30 % verläuft die Akne so schwer, dass sie medizinisch behandelt wird.
Symptome und Leitbeschwerden
- Mitesser (Komedonen), die sich zu "Pickeln" (Pusteln) entwickeln und entzünden
- Auftreten der Akne vor allem im Gesicht (besonders an Stirn, Wangen und Kinn), im Dekolleté und am oberen Rücken.
Wann in die Arztpraxis
In den nächsten 1–2 Wochen, wenn
- die Akne durch Selbsthilfemaßnahmen nicht innerhalb von 2–3 Monaten besser wird
- sich eitrige Pusteln oder tiefe Knoten bilden.
In den nächsten Tagen, wenn
- Akne außerhalb der Pubertät auftritt.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
In der Pubertät bilden insbesondere Jungen, aber auch Mädchen, männliche Geschlechtshormone wie Testosteron. Durch das Hormon werden die Talgdrüsen zu verstärkter Absonderung von Talg (Talgsekretion) angeregt (Seborrhö). Wie stark die Talgdrüsen auf die Hormone ansprechen, ist dabei von Mensch zu Mensch verschieden. Gleichzeitig neigt die Haut an den Talgdrüsenausgängen bei vielen Jugendlichen zur Verdickung (Verhornung), sodass sich der Talg zusammen mit abgeschilferten Hautzellen anstaut und weiße Mitesser (weiße Komedonen) entstehen. Diese färben sich durch Einlagerung von Pigmenten (nicht durch Schmutz) im Lauf der Zeit dunkel oder sogar schwarz (schwarze Mitesser bzw. Komedonen). Die verstopften Talgdrüsen werden leicht von Hautbakterien, z. B. Propionibacterium acnes, besiedelt. Dadurch entzünden sich die Mitesser und die umgebende Haut; es entstehen die bekannten Pickel, also eitrig entzündete Mitesser.
Ursachen
Hormonveränderungen. Jugendliche leiden durch die hormonelle Umstellung in der Pubertät an der "ordinären Akne" (Acne vulgaris). Weitaus seltener entwickelt sich die Akne durch Hormonzufuhr von außen. Auch nach der Pubertät klagen viele Mädchen über leichte Akne: In der 2. Zyklushälfte verändert sich der Hormonhaushalt, da der Anteil des Gelbkörperhormons Progesteron steigt. Gleichzeitig sinkt der Anteil des Östrogens, das die Talgproduktion eher bremst.
Die sogenannte Neugeborenenakne ist eine Reaktion der empfindlichen Säuglingshaut auf die mütterlichen Hormone, die das Kind im Mutterleib aufgenommen hat. Die Hormone werden jedoch schnell wieder abgebaut, sodass sich die Akne nach einiger Zeit von selbst bessert.
Umweltgifte und Kosmetika. Gefördert wird Akne auch durch Umwelteinflüsse, insbesondere durch den längerfristigen Einsatz fettiger Kosmetika, die die Hautporen schließen.
Ernährung. Der Einfluss der Ernährung ist kompliziert: Während die oft beschuldigte Schokolade oder fettreiche Ernährung kontrovers diskutiert wird
Stress. Auch akuter Stress lässt Pickel und Akne "blühen".
Medikamente. Eine sogenannte medikamentös bedingte Akne bildet sich in wenigen Tagen nach der Einnahme von Medikamenten nicht nur im Gesicht, sondern auch an sonst eher unüblichen Stellen wie Armen, Beinen oder Rumpf. Zu diesen Medikamenten zählen unter anderem kortisonhaltige Mittel gegen Entzündungen, bestimmte Mittel gegen Epilepsie oder Lithium gegen Depressionen.
Erkrankungen. Leiden erwachsene Frauen unter Akne, ist dies evtl. ein Hinweis auf das polyzystische Ovarialsyndrom, eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen der Frau. Eine andere Ursache ist die Überproduktion von männlichen Geschlechtshormonen (Hyperandrogenismus). Ebenso muss an die Hautkrankheit Rosazea gedacht werden.
Weitere Ursachen. Jede Akne wird zudem durch den Besuch von Solarien (hochdosiertes UVA-Licht) und durch nicht atmungsaktive Kleiderstoffe verschlimmert. Manchmal wird vermutet, dass mangelhafte Hygiene die Ursache für Akne ist. Dafür gibt es allerdings keine Belege.
Risikofaktoren
- Fettige Substanzen oder bestimmte Kosmetika (z. B. Make-up)
- Genetische Veranlagung: Sind bereits mehrere Familienmitglieder betroffen, besteht ein größeres Risiko für Akne
- Reiben und Druck gegen die Haut, beispielsweise durch zu enge Kleidung oder das Tragen eines Rucksackes.
Klinik
Beim Krankheitsbild der eigentlichen Akne (Acne vulgaris) unterscheidet die Ärzt*in mehrere Formen, die sich durch typische Hautveränderungen erkennen lassen:
Leichte Akne. Bei Acne comedonica ist die Haut fettig und übersät mit vielen Mitessern ohne nennenswerte Entzündungen (Eiterpickel). Diese treten hauptsächlich im Gesicht auf, vor allem an Stirn, Kinn und seitlichem Nasenbereich. Gerade bei Mädchen übersteigt die Zahl der geschlossenen Mitesser die Zahl der offenen deutlich.
Mittelschwere Akne. Bei anderen Jugendlichen dominieren größere Knötchen, teilweise mit Eiterbildung, die sich sowohl im Gesicht als auch auf Brust, Rücken und Oberarme verteilen. Aus den entzündeten Pusteln entstehen unterschiedliche Narbentypen. Diese Form wird (Acne papulopustulosa) genannt.
Schwere Akne. Vor allem Jungen sind von sehr schweren Formen mit knotigen, tiefen, teils eitrigen Entzündungen betroffen. Nachdem diese abgeheilt sind, bleiben bei der auch Acne conglobata genannten Form charakteristische Aknenarben zurück.
Komplikation
Eine mögliche Komplikation ist die Acne fulminans, eine Form der schweren Akne mit Fieber und absterbenden Hautbereichen (Hautnekrosen).
Diagnosesicherung
Um andere Hautkrankheiten wie Pilzerkrankungen oder eine eitrige Haarbalgentzündung auszuschließen, ist der Besuch in der Hautarztpraxis notwendig. Zur Diagnose einer "ordinären Akne" benötigt die Ärzt*in meist keine weiteren Untersuchungen, sie erkennt sie an dem typischem Erscheinungsbild ("Blickdiagnose").
Behandlung
Für fast alle Behandlungen der Akne gilt: Bis sie wirken, ist Geduld gefragt. Wer keine Geduld hat und womöglich ständig die Behandlung wechselt, sieht keinen Fortschritt und hat eher das Gefühl, dass nichts hilft.
Pharmakotherapie
Alle Aknepräparate werden auf die gereinigte und abgetrocknete Haut aufgetragen. Vor und nach dem Auftragen müssen die Hände gut gewaschen werden. In leichten Fällen reichen "Rubbelcremes" (Waschpeelings) zur Abschilferung der verhornten Talgdrüsenausführungsgänge aus, wie etwa Brasivil® Paste.
Basisbehandlung durch Schälmittel. Meist wird dem betroffenen Jugendlichen aber eine sogenannte Basisbehandlung mit Benzoylperoxid (BPO) empfohlen, einem chemisch wirkenden, frei verkäuflichen Schälmittel, das gleichzeitig gegen Mitesser, Bakterien und die Entzündung wirkt. Da die Gesichtshaut sehr empfindlich ist, sollten nur niedrig konzentrierte Präparate eingesetzt werden. Beim Auftragen sind die Augen, Nasenlöcher und die Lippen auszusparen, da BPO die Schleimhäute reizt. Augenbrauen, Kopfhaare, Barthaare und Textilien können beim Kontakt mit BPO ausbleichen.
Die Behandlung mit BPO sollte die Beschwerden innerhalb von acht Wochen verbessern. Eine Anwendung länger als 3 Monate wird nicht empfohlen.
Ähnlich wirkt die verschreibungspflichtige Azelainsäure. Generell irritieren Cremes die Haut weniger als Gels oder gar Lösungen, deshalb sind Cremes am Anfang der Behandlung manchmal die bessere Wahl. Auch eine geeignete Hautpflege verringert die von den Schälmitteln oft ausgehende Reizwirkung. Reagiert die Haut empfindlich auf die Azelainsäure, ist das Präparat zunächst nur jeden zweiten Tag anzuwenden.
Oberflächliche (topische) Retinoide. Bei schwereren Akneformen reichen Schälmittel meist nicht aus. Hier werden aus der Vitamin-A-Säure gewonnene Präparate (Retinoide) verordnet, vor allem das wenig reizende Adapalen (als Creme oder als Gel). In hartnäckigen Fällen kann das – allerdings anfänglich stark reizende – Tretinoin (Vitamin-A-Säure) versucht werden. Noch stärker wirkt das Isotretinoin. Bei allen Präparaten wird von einer Anwendung während der Schwangerschaft oder Stillzeit abgeraten – bei Isoretinoiden drohen sogar Fehlbildungen beim ungeborenen Kind. Alle Retinoide haben zudem den Nachteil, dass sie die Haut lichtempfindlicher machen. Deshalb werden sie am besten abends aufgetragen. Zusätzlich muss auf einen ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden. Retinoide werden häufig auch in Kombination mit BPO eingesetzt.
Oberflächliche (topische) Antibiotika. Bestehen entzündliche Hautveränderungen und Pusteln, die sich mit den Schälmitteln nicht bessern, helfen zusätzlich antibiotikahaltige Cremes, vor allem mit Erythromycin oder Clindamycin. Antibiotikapräparate sollten aber immer erst eingesetzt werden, wenn andere Therapieformen unzureichend wirken. Die Hautbakterien werden sonst gegen das Antibiotikum unempfänglich (resistent). Aus demselben Grund dürfen Antibiotikapräparate nicht länger als 6–12 Wochen hintereinander aufgetragen werden. Außerdem sollten sie nur zusammen mit Benzoylperoxid- oder Retinoid-Präparaten verabreicht werden
Systemische Präparate. In schweren Fällen, also vor allem bei der Acne conglobata, lindert die oral einzunehmende Einzeltherapie mit Isotretinoin die Akne. Nebenwirkungen wie trockene Haut, Leberfunktionsstörungen und Erhöhung der Blutfettwerte sowie Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression kommen vor. Für sexuell aktive Mädchen und Frauen ist diese Behandlung nur dann eine Option, wenn sie gleichzeitig sehr sicher verhüten. Denn durch die orale Einnahme von Retinoiden sind bei einer Schwangerschaft Fehlbildungen beim Ungeborenen möglich. Auch nach Beenden der Behandlung muss deshalb die Verhütung mindestens 4 Wochen lang fortgesetzt werden.
Die Behandlung mit Antibiotika zum Schlucken kommt kurzfristig bei stark eitrigen Formen in Betracht. Bei jungen Mädchen bessert auch die "Pille" die Akne oft deutlich.
Neue Therapiemethoden
Laser- und Lichttherapie. Zusätzlich zu Salben und Medikamenten werden verschiedene Formen der Bestrahlung mit Laser und Blitzlichtlampen als Behandlungsmöglichkeit erforscht. Diese Behandlungen sind jedoch noch nicht ausreichend erprobt, aber wahrscheinlich den medikamentösen Ansätzen unterlegen
Fototherapie. Die Haut wird bei dieser Behandlung gezielt und unter ärztlicher Aufsicht mit UV-Licht bestrahlt. Studien haben ergeben, dass sich die Akne zumindest kurzfristig bessern soll. Die UV-Bestrahlung bei der Fototherapie ist nicht vergleichbar mit dem Besuch in einem Sonnenstudio!
Komplikationen
Bei der Behandlung kommt es anfänglich nicht selten zu Verschlechterungen. Aus diesem Grund werden die Schälmitteln nur alle 2 Tage angewendet und die Therapie stufenweise eingeschlichen. Wenn möglich, sollte eine Therapieform aber immer 6 Wochen ausprobiert werden, bevor eine andere oder stärkere Option gewählt wird.
Prognose
In vielen Fällen heilt die Akne bis zum 25. Lebensjahr von selbst wieder ab. Bleibt sie länger bestehen, spielen häufig Faktoren wie Stress und Medikamente eine Rolle. Manchmal handelt es sich dann auch um eine hormonell bedingte Akne, etwa in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
- Zuerst einmal: Es tut keinem Betroffenen gut, wenn er Begriffe wie "unreine Haut" hört – mit Reinheit oder Unreinheit hat Akne nichts zu tun. Und Eltern, die gleich auf jeden Pickel hinweisen, machen sich zurecht nicht besonders beliebt.
- Die von Akne betroffenen Hautregionen sollten einmal am Tag nur mit pH-neutralen und parfümfreien Seifen oder Waschlotionen gereinigt werden. Zu häufiges Waschen mit aggressiven Substanzen zerstört das Hautmilieu und führt oft zu einer Verschlimmerung.
- Da alle Aknemittel die Haut reizen können, ist die richtige Hautpflege entscheidend. Am besten geeignet sind entfettende Syndets (synthetische Seifen), wie etwa Eubos®, Hydroderm® oder Effaclair®. Bei stark fettender Haut nimmt man zur Entfettung auch eine milde alkoholische Lösung, etwa 20%iges Isopropanol oder Solutio Cordes®. Beim Abdecken von Mitessern und Pickeln sollte man fettige oder ölige Kosmetika besser meiden.
- Das bei vielen Teenagern beliebte "Ausdrücken" von Mitessern oder Pickeln schadet eher, denn die entzündungsverursachenden Substanzen werden durch unsachgemäßes Quetschen nur tiefer ins Gewebe gepresst. Das Risiko für Entzündungen und damit verbundene Narbenbildungen steigt. Stattdessen sollte eine Kosmetiker*in die Mitesser entfernen.
- Nicht zu stark dosiertes Sonnenlicht wirkt erfahrungsgemäß günstig, was sich auch daran zeigt, dass Akne im Sommer oft besser und im Winter eher schlechter wird. Allerdings beruht der Eindruck eher darauf, dass Akne auf gebräunter Haut weniger auffällt.
Komplementärmedizin
Naturheilheilkunde. Auch die Naturheilkunde bietet kein Patentrezept gegen Akne – die Empfehlungen reichen von A-Vitaminen über Blutreinigungstees mit Schachtelhalm und Brennnessel, Kamille und Salbei bis hin zu Zink (innerlich wie äußerlich). Kleiebäder und Heilerdeanwendungen unterstützen am ehesten die schulmedizinische Behandlung. Heilerde entzieht der Haut Talg und Schmutz und regt gleichzeitig die Durchblutung an. Außerdem wirkt sie entzündungshemmend.
Vorsicht geboten ist bei der manchmal empfohlenen essigsauren Tonerde: Wer sich in der Dosierung vergreift, riskiert Verätzungen im Gesicht.
Viele Betroffene haben gute Erfahrungen mit Teebaumöl gemacht, allerdings: Es wirkt nicht von heute auf morgen. Das Öl wird mit etwas Gesichtsgel oder Gesichtswasser vermischt und auf die betroffenen Stellen aufgetupft. Bei Hautirritationen muss die Anwendung sofort abgebrochen werden.
Ein altes, aber in der Wirksamkeit wissenschaftlich unbewiesenes Hausmittel gegen Akne ist Hefe, die entweder als frische Bäckerhefe oder als Fertigpräparat (z. B. Levurinetten®) innerlich und äußerlich angewendet wird.
Auch verschiedene homöopathische Mittel wie gereinigtes Bienengift sollen helfen, das Hautbild zu verbessern. Bisher gibt es jedoch keine überzeugenden Beweise, dass sie wirken.
Dampfbad. Ein altes Hausmittel ist das Dampfbad. Dafür wird eine Schüssel mit sehr heißem Wasser befüllt, das mit einer Hand voll getrockneter Kamillenblüten oder Ringelblumen angereichert wird. Anschließend wird der Kopf mit einem Handtuch bedeckt und über die Schüssel gebeugt. Das Dampfbad sollte etwa 10–15 Minuten wirken. Danach muss die Haut gut abgetrocknet werden.
Prävention
Lebensführung. Wer zu Mitessern und Pickeln neigt, verhindert mit der richtigen Hautpflege oft das Entstehen von Entzündungen. Selbstverständlich spielen auch andere vorbeugende Verhaltensweisen eine Rolle: gesunde Lebensweise mit frischem Obst und Gemüse, ausreichend Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft und Nikotin-Verzicht.
Pflegemittel. Um die Akne nicht zu verschlimmern, sollte die Haut nicht ständig neuen "pflegenden" Substanzen ausgesetzt werden. Besser man bleibt bei einem Pflegemittel – sofern es vertragen wird.
Großwuchs
Großwuchs: Körperlänge oberhalb der 97. Perzentil gesunder Kinder. Das heißt, 97 % der Kinder ihrer Altersgruppe sind kleiner.
Symptome und Leitbeschwerden
- Ihr Kind gehört zu den größten 3 % seiner Altersgruppe.
Wann zum Kinderarzt
In den nächsten Wochen, wenn
- Ihr Kind ungewöhnlich groß ist, insbesondere wenn es früher keinen auffälligen Größenunterschied zu seinen Altersgenossen gab.
In den nächsten Tagen, wenn
- Sie bei Ihrem sehr großen Kind noch weitere Auffälligkeiten bemerken, beispielsweise eine ungewöhnlich frühe Pubertät.
Die Erkrankung
Größe ist relativ, und so ist verständlich, dass selbst Ärzte nicht immer klar sagen können, wo genau die Grenze zum Großwuchs (auch Hochwuchs genannt) liegt.
Wie groß ein Mensch wird, ist größtenteils erblich bedingt. Ärzte schätzen die "Zielgröße" eines Kindes entsprechend der Größe der Eltern: Die Körperlänge der Eltern (in cm) wird addiert, durch zwei geteilt, und dann 6 cm hinzugerechnet (bei Jungen) bzw. abgezogen (bei Mädchen). Kleine Eltern haben also in der Regel kleine Kinder, große Eltern haben große Kinder. Dieser familiär bedingte Klein- bzw. Großwuchs zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind spätestens ab dem Kindergartenalter zu den eher Kleinen oder den eher Großen zählt, seine Wachstumsgeschwindigkeit bleibt dabei aber normal (d. h. es folgt auf der Perzentilenkurve in etwa demselben Korridor).
Eine weitere Wachstumsvariante hat mit dem Körperfett zu tun: Übergewichtige Kinder wachsen schneller als ihre schlanken Altersgenossen, aber das schnellere Wachstum hat keinen Einfluss auf die Endgröße.
Konstitutionelle Frühentwicklung
Der oft familiär bedingte Frühstart in die Pubertät führt zu einem Wachstumsschub, der ein bis mehrere Jahre früher beginnt als in der Altersgruppe üblich.
Ursachen und Risikofaktoren
Wie der Kleinwuchs so kann auch der – seltenere – Großwuchs auf Veränderungen der Chromosomen oder erbliche Erkrankungen zurückzuführen sein (z. B. auf ein Klinefelter-Syndrom oder ein Marfan-Syndrom).
Hormonstörungen. Beim Großwuchs muss ebenfalls an Hormonstörungen gedacht werden, etwa eine Überproduktion des Wachstumshormons in der Hypophyse (möglicherweise auch durch einen Tumor bedingt). Ein krankhaft früher Pubertätsbeginn lässt Kinder zunächst schneller wachsen als ihre Altersgenossen; da das Wachstum hier jedoch vorzeitig aufhört, sind die Betroffenen als Erwachsene zumeist klein.
Frühe Pubertät. Vor allem bei Mädchen führt ein frühes Einsetzen der Pubertät zu einem frühen Wachstumsschub.
Komplikationen
Zu große Kinder haben Probleme, beispielsweise die passende Kleidung oder ein Fahrrad zu finden. Gerade Mädchen leiden oft unter der Größe bzw. darunter, dass sie die Jungen überragen.
Diagnosesicherung
Anhand von Röntgenaufnahmen der Knochen lässt sich das verbleibende Längenwachstum beurteilen.
Blutuntersuchung. Unter anderem dient die Bestimmung der Geschlechtshormone dem Ausschluss einer hormonellen Ursache.
Behandlung
Bei familiärem Großwuchs kann durch Gabe von Geschlechtshormonen eine Verminderung der Endgröße um etwa 10 cm erzielt werden. Dadurch setzt allerdings auch die Pubertät früher ein, eine Situation, die ein Kind möglicherweise überfordert. Außerdem besteht die Gefahr, dass durch diese Behandlungen später die Fruchtbarkeit leidet, sodass heute der Hochwuchs nur noch sehr zurückhaltend behandelt wird.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
Selbstbewusstsein stärken. Wenn Sie Ihr Kind so annehmen, wie es ist, und sein Selbstbewusstsein stärken, hat es die besten Aussichten, im Leben gut zurechtzukommen.
Sport. Finden Sie die passende Sportart für Ihr Kind. Beispielsweise ist es beim Judo von Vorteil, wenn der Junge (oder auch das Mädchen) kleiner und damit leichter ist. Unter Großwuchs leiden eher Mädchen. Aber auch hier sollten Sie Ihre Tochter (aber auch Ihren Sohn) für die passende Sportart wie Basketball begeistern.
Gynäkomastie
Gynäkomastie: Gutartige und vorübergehende Zunahme von Brustdrüsengewebe beim Jungen oder Mann. Bis zu 90 % der männlichen Neugeborenen haben eine Gynäkomastie, die sich spontan innerhalb von 4 Wochen nach der Geburt zurückbildet. Tritt eine Gynäkomastie bei älteren Kindern auf, sind häufig Hormonschwankungen während der Pubertät oder Übergewicht dafür verantwortlich. Eine Therapie ist meistens nicht nötig.
Leitbeschwerden
- Einseitiges oder beidseitiges Spannungsgefühl der Brüste
- Berührungsempfindlichkeit des Warzenhofes (Mamille).
Wann in die Kinderarztpraxis
In den nächsten Tagen, wenn
- bei Ihrem Sohn das Brustgewebe sehr rasch zunimmt
- aus der Brustwarze ein milchartiger Ausfluss tritt
- die Beschwerden länger als 2 Jahre dauern oder erst ab dem 17. Lebensjahr auftreten.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Neugeborenengynäkomastie. 2–3 Tage nach der Geburt schwellen bei einem Großteil der Neugeborenen (sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen) die Brüste an, manchmal auf einer Seite stärker als auf der anderen. Oft sind Knoten im Brustbereich zu spüren. Dies ist eine normale Reaktion auf die mütterlichen Hormone, die das Kind über die Blutbahn im Mutterleib in seinen Körper aufgenommen hat und die nun langsam abgebaut werden. Innerhalb eines Monats bildet sich die Schwellung meist von selbst zurück.
Pubertäre Gynäkomastie. Kommt es beim Jungen oder beim Mann zu einer gutartigen Zunahme von Brustdrüsengewebe, entwickeln sich bei ihm also Brüste, so wird das in der Medizin als Gynäkomastie bezeichnet. Bei etwa 70 % der Jungen ist das in der Pubertät recht häufig: Durch ein vorübergehendes Ungleichgewicht zwischen Testosteron und Östrogenen (letztere Hormone bildet auch der Junge in kleinen Mengen) entsteht eine ein- oder beidseitige "echte" Gynäkomastie. Auch diese Form der Gynäkomastie klingt meist von selbst ab. Dies kann jedoch einige Jahre dauern.
Pseudogynäkomastie. Auch übergewichtige Kinder lagern ihr Fett oft verstärkt im Brustbereich ab, sodass "Brüste" zu sehen sind. Bei dieser Pseudogynäkomastie – auch "unechte" Gynäkomastie oder Lipomastie genannt – ist das Brustdrüsengewebe selbst nicht vergrößert.
Ursachen
Die Ursachen einer Gynäkomastie sind vielfältig. Nur selten steckt eine Krankheit dahinter – und zwar dann, wenn das Brustgewebe rasch zunimmt oder wenn milchartige Absonderungen aus der Brustwarze treten. Die Ärzt*in sucht dann nach eventuell zugrunde liegenden Hormonstörungen, Tumoren oder auch genetischen Störungen wie etwa einem Klinefelter-Syndrom.
Andere Erkrankungen wie Brustkrebs, Hodenkrebs oder Nebennierenkrebs, eine Schrumpfleber oder ein chronisches Nierenversagen, treten eher bei erwachsenen Männern auf. Auch bestimmte Substanzen wie Drogen oder Medikamente können eine Gynäkomastie auslösen.
Diagnosesicherung
Palpation. In einem ersten Schritt wird die Kinderärzt*in die Brust und das Drüsengewebe ein- oder beidseitig abtasten (Palpation) und dann bereits die Diagnose stellen. Meistens sind keine weiteren Untersuchungen notwendig. Eine durch Adipositas entstandene Gynäkomastie ist ohne weitere apparative Untersuchungen erkennbar.
Ultraschall. Bei Bedarf durchleuchtet die Ärzt*in per Ultraschall die Brust, um bösartige Veränderungen auszuschließen.
Behandlung
Da die Gynäkomastie keine wirkliche Erkrankung ist, ist auch keine Behandlung notwendig. Hier reicht meist die regelmäßige Untersuchung in der Kinderarztpraxis.
Nur bei erwachsenen Männern wird eine operative Entfernung der Brustdrüse erwogen.
Prognose
Die Gynäkomastie bildet sich bei Neugeborenen meist innerhalb von 4 Wochen spontan zurück; auch bei älteren Jungen verschwindet sie in den meisten Fällen innerhalb von 6 Monaten bis 2 Jahren, ohne dass eine Behandlung erforderlich ist.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
- Am wichtigsten ist es, Ihrem Sohn zu erklären, dass die Gynäkomastie ein harmloser und vor allem vorübergehender Zustand ist.
- Hält die Gynäkomastie länger an, ist besonders bei Jugendlichen der Leidensdruck oft hoch. Versuchen Sie, Ihr Kind emotional zu unterstützen und zögern Sie nicht, eine Psycholog*in hinzuzuziehen.
- Bei einer Pseudogynäkomastie ist es wichtig, dass Ihr Kind nicht weiter an Gewicht zunimmt. Achten Sie deshalb auf eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Ernährungsberatung und Sportprogramme können Ihnen dabei helfen, dauerhaft einen gesunden Lebensstil für die ganze Familie einzuführen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, erleichtert das die Umstellung für Ihr Kind.
Häufige Probleme der Jugendgynäkologie
Pubertätsentwicklung
Die Pubertät zeigt sich bei Mädchen zwischen 10 und 12 Jahren oft zuerst durch das Wachstum der Schamhaare (Pubarche). Nur wenige Monate später beginnt dann auch die Brust zu wachsen (Thelarche). Bei etwa 20 % der Mädchen verhält es sich umgekehrt, bei ihnen ist das Brustwachstum das erste Pubertätszeichen. Häufig beginnt die Brustentwicklung zunächst einseitig, die Brüste können spannen und druckempfindlich sein. Später wachsen die Brüste dann symmetrischer, oft bleibt aber ein gewisser Größenunterschied bestehen. Zwischen 13 und 15 Jahren sind die Brüste im Schnitt „ausgewachsen“ (und wachsen dann erst wieder während einer Schwangerschaft oder wenn eine Frau zunimmt).
Die erste Regelblutung (Menarche) setzt meist erst ein, wenn die Brüste schon entwickelt sind, im Mittel etwa 2–3 Jahre nach Beginn des Brustwachstums.
Typischerweise bildet die Scheide etwa ein Jahr vor Einsetzen der Regelblutung bereits ein weißliches Sekret, Weißfluss genannt. Dies ist eine normale Reaktion auf die hormonelle Umstellung.
Der maximale körperliche Wachstumsschub ist etwa 1 Jahr vor Einsetzen der Regelblutung zu beobachten.
Die erste Regelblutung
Dass die erste Regelblutung (Menarche) im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten immer früher einsetzt, ist keineswegs gesichert. So weisen Daten aus vielen Industrieländern darauf hin, dass Mädchen zwar bis etwa 1960 ihre erste Monatsblutung im Schnitt immer früher bekamen, dass seit dem dieser Zeitpunkt aber recht konstant bei etwa 12–13 Jahren liegt . 90 % haben nach diesen Untersuchungen mit 13 ¾ Jahren und 98 % mit 15 Jahren ihre erste Regel (gehabt). Nur bei 10 % der Mädchen setzt die Regelblutung ein, bevor sie 11 Jahre alt sind. Mädchen mit mehr Fettpolstern sind im Schnitt etwas früher dran, und auch bei Kindern mit dunkler Hautfarbe beginnt die Regelblutung etwas früher.
Störungen der Menstruation
Der Menstruationszyklus ist im Jugendalter oft unregelmäßig: Die Blutung dauert 2–7 Tage und sie kann schon nach 20 Tagen wiederkommen – aber auch erst nach 60 Tagen oder mehr. Meistens jedoch liegt der Abstand der Regelblutungen zwischen 21–45 Tagen. Im Laufe von drei Jahren wird der Menstruationszyklus dann regelmäßiger und eher kürzer. Nach 3 Jahren liegt der Zyklusabstand bei 75 % der jugendlichen Frauen bei den für erwachsene Frauen typischen 21–34 Tagen. Allerdings folgt der Zyklus erst 6 Jahre nach der Menarche einem langfristig stabilen Muster.
Veränderungen der Zyklusdauer. Auch wenn die Blutungen bei Mädchen sehr weit auseinander liegen können – dass sie länger als 90 Tage ausbleiben, ist sehr ungewöhnlich. Dahinter stecken können wie bei der erwachsenen Frau eine Schwangerschaft, Fernreisen, sehr viel Sport, ungewöhnliche andere Belastungen (Stress, Sorgen), Krankheiten wie Magersucht oder starkes Übergewicht sowie hormonelle Erkrankungen.
Verstärkte Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe): Daran leiden Mädchen häufiger als erwachsene Frauen – der Grund liegt darin, dass sich das monatliche Auf und Ab der Hormone noch nicht eingespielt hat. Viele Mädchen bekommen bei Menstruationsschmerzen von ihrem Frauenarzt die „Pille“ empfohlen, auch dann, wenn sie noch keinen Geschlechtsverkehr haben. Dies ist in Ordnung, weil die „Pille“ nicht nur verhütet, sondern auch den Zyklus stabilisiert und die körpereigene Hormonproduktion insgesamt drosselt. Beides führt dazu, dass die Monatsblutungen leichter zu ertragen sind und kürzer werden. Übrigens: Das früher vermutete Risiko, dass die frühe Einnahme der Pille die Fruchtbarkeit in späteren Jahren reduziert, hat sich nicht bestätigt. Außer der Pille gibt es auch noch weitere, alternativmedizinische Therapiemöglichkeiten. Fast immer bessern sich die Menstruationsschmerzen nach sechs Monaten, spätestens aber 1–2 Jahre, nachdem die Regelblutung eingesetzt hat. Wer die Schmerzen also ertragen kann, kann auch auf ärztlichen Rat zunächst verzichten und abwarten.
Verstärkte Menstruationsblutungen (Hypermenorrhoen) sind nicht selten mit Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe) verbunden, haben aber auch eigene, besondere Ursachen, die denen bei erwachsenen Frauen entsprechen. Häufiger als früher angenommen liegt eine Gerinnungsstörung des Blutes zu Grunde, z. B. ein (Willebrand-Jürgens-Syndrom)
Verlängerte Menstruationsblutungen
Wann zum Frauenarzt
Ein Gang zum Frauenarzt ist anzuraten:
- Bei starken Menstruationsschmerzen oder starkem Ausfluss
- Bei sehr unregelmäßigen Perioden (wenn die Periode z. B. 60–90 Tage ausbleibt)
- Bei Entzündungen in der Scheide und an den äußeren Geschlechtsorganen
- Bei Schmierblutungen außerhalb der Regel
- Bei unklaren Unterbauchschmerzen
- Wenn die Regelblutung mit 16 Jahren noch nicht eingetreten ist.
Kleinwuchs
Kleinwuchs: Körperlänge unterhalb der 3. Perzentile gesunder Kinder.
Das heißt, 97 % der Kinder ihrer Altersgruppe sind größer. Meistens ist der Kleinwuchs Folge einer verminderten Wachstumsgeschwindigkeit oder einer verkürzten Wachstumsdauer; nur bei etwa 5 % der kleinwüchsigen Kinder liegt eine Krankheit zugrunde. In Deutschland sind etwa 100.000 Menschen kleinwüchsig.
Symptome und Leitbeschwerden
- Ihr Kind gehört zu kleinsten 3 % seiner Altersgruppe.
Wann zum Kinderarzt
In den nächsten Wochen, wenn
- Ihr Kind ungewöhnlich klein ist, insbesondere wenn es früher keinen auffälligen Größenunterschied zu seinen Altersgenossen gab.
In den nächsten Tagen, wenn
- Sie bei Ihrem sehr kleinen Kind noch weitere Auffälligkeiten bemerken, beispielsweise eine ungewöhnlich frühe Pubertät.
Die Erkrankung
Größe ist relativ, und so ist verständlich, dass selbst Ärzte nicht immer klar sagen können, wo genau die Grenze zum Kleinwuchs (auch Minderwuchs genannt) liegt.
Wie groß ein Mensch wird, ist größtenteils erblich bedingt. Ärzte schätzen die "Zielgröße" eines Kindes entsprechend der Größe der Eltern: Die Körperlänge der Eltern (in cm) wird addiert, durch zwei geteilt, und dann 6 cm hinzugerechnet (bei Jungen) bzw. abgezogen (bei Mädchen). Kleine Eltern haben also in der Regel kleine Kinder, große Eltern haben große Kinder. Dieser familiär bedingte Klein- bzw. Großwuchs zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind spätestens ab dem Kindergartenalter zu den eher Kleinen oder den eher Großen zählt, seine Wachstumsgeschwindigkeit bleibt dabei aber normal (d. h. es folgt auf der Perzentilenkurve in etwa demselben Korridor).
Eine weitere Wachstumsvariante hat mit dem Körperfett zu tun: Übergewichtige Kinder wachsen schneller als ihre schlanken Altersgenossen, aber das schnellere Wachstum hat keinen Einfluss auf die Endgröße.
Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung
Die konstitutionelle Entwicklungsverzögerung ist eine erbliche Variante des Wachstums und mit 27 % die zweithäufigste Ursache für Kleinwuchs.
Vor allem Jungen sind davon betroffen. Diese Kinder kommen später in die Pubertät als ihre Altersgenossen, und da der mit der Pubertät verbundene Wachstumsschub auf sich warten lässt, sind sie für eine gewisse Zeit im Vergleich zu ihren Altersgenossen sehr klein. Wenn die Pubertät bei diesen "Spätentwicklern" dann aber doch kommt, wachsen sie in etwa zu ihrer "errechneten" Zielgröße heran. Diese Form trifft familiär gehäuft auf, das heißt, dass ein oder beide Elternteile ebenfalls als Kinder in ihrer Entwicklung verzögert waren.
Ursachen und Risikofaktoren
Der primäre Kleinwuchs ist nicht durch eine Krankheit verursacht, sondern durch Vererbung. Er wird auch familiärer Kleinwuchs genannt und ist die häufigste Ursache für Kleinwuchs.
Der sekundäre Kleinwuchs ist eine Beeinträchtigung des Wachstums als Folge (sekundär) von genetisch bedingten erworbenen chronischen, d. h. langfristig bestehenden, Krankheiten.
Bei den meisten kleinwüchsigen Kindern liegen keine organischen Ursachen vor, meist ist eine Kombination aus familiär bedingtem Kleinwuchs und konstitutionell verzögertem Wachstum und verzögerter Entwicklung die Ursache.
Gendefekte. Sekundärer Kleinwuchs ist oft die Folge krankhaft veränderter Erbanlagen wie beim Down-Syndrom oder bei dem nur bei Mädchen auftretenden Ullrich-Turner-Syndrom.
Skelettfehlbildungen. Auch einige Fehlbildungen des Skeletts (Skelettdysplasien) gehen mit Kleinwuchs einher.
Hormonstörungen. In manchen Fällen sind auch Hormonstörungen für das geringere Wachstum verantwortlich, am häufigsten ist hier ein Mangel an Wachstumshormon. Typischerweise wachsen die Kinder bei einem Wachstumshormonmangel weniger als 4 cm pro Jahr statt der normalen 5–7 cm. Für viele Formen des Wachstumshormonmangels gibt es keine erkennbare Ursache, andere Formen sind angeboren. Selten ist ein Tumor der Hypophyse für den Mangel verantwortlich. Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse oder ein Hyperaldosteronismus (Nebennierenrindenüberfunktion) zählen zu den Ursachen für Kleinwuchs.
Immundefekte. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn können das Größenwachstum beeinträchtigen.
Chronische Erkrankungen wie etwa Herz-, Lungen- oder Darmerkrankungen erhöhen das Risiko, dass ein Kind im Wachstum zurückbleibt.
Schwangerschaft. Ehemalige Frühgeborene wachsen meist mit einer geringeren Geschwindigkeit. Ebenso wird das kindliche Wachstum in allen Phasen der Schwangerschaft durch diverse "Sünden" der werdenden Mutter beeinflusst: Mangel- oder Fehlernährung, vor allem aber gehört Rauchen zur Hauptursache für eine geringe Geburtsgröße. Auch Alkohol- und Drogenkonsum oder eine Infektion in der Schwangerschaft wirken sich negativ auf die Plazentadurchblutung und damit auf die Ernährung des Embryos aus.
Komplikationen
Zu kleine Kinder werden jünger eingeschätzt und dementsprechend behandelt. Daneben gibt es für kleine Kinder auch alltägliche Probleme, beispielsweise wenn sie passende Kleidung finden, auf einem Stuhl am Tisch sitzen oder eine Tür öffnen wollen.
Diagnosesicherung
Knochenalter. Durch eine Röntgenuntersuchung der linken Hand bestimmt der Arzt die Reife des Knochens (das Knochenalter) des Kindes. Das Knochenalter zeigt in etwa die biologische Reife eines Kindes an und lässt damit Rückschlüsse auf das noch verbleibende Wachstumspotenzial zu. Ein gegenüber dem chronologischen (tatsächlichen) Alter stark vermindertes Knochenalter lässt beispielsweise auf ein noch erhebliches Wachstumspotenzial schließen.
Stand der Pubertätsentwicklung. Manche Wachstumsstörungen gehen zum einen mit einer ausbleibenden oder verspäteten Pubertät einher (etwa das Ullrich-Turner-Syndrom beim Mädchen oder das Klinefelter-Syndrom beim Jungen), zum anderen lassen sich hieraus Prognosen für das weitere Wachstum ableiten. So haben Mädchen mit dem Einsetzen der Regelblutung etwa 95 % ihrer späteren Erwachsenengröße erreicht, das heißt, sie wachsen danach nur noch etwa 8 cm (dies schwankt jedoch je nach Alter des Mädchens relativ stark).
Hormonbestimmungen. Bei Verdacht auf hormonelle Störungen werden die entsprechenden Hormonkonzentrationen im Blut bestimmt und eventuell zusätzliche hormonelle Tests durchgeführt. Möglicherweise ist hierzu ein kurzer Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Behandlung
Erblicher Kleinwuchs ist nur bei einigen wenigen Formen behandelbar. Je früher die Wachstumsstörung erkannt wird, desto besser wird eine Therapie wirken.
Hormontherapie. Hat ein zu kleines Kind einen Mangel an Hormonen (Wachstums- oder Schilddrüsenhormone), so besteht die Möglichkeit, die fehlenden Hormone zu verabreichen, um so eine einigermaßen "normale" Endgröße zu erreichen (Hormonersatztherapie). Damit die Dosis regelmäßig den körperlichen Veränderungen des Kindes angepasst werden kann, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen unerlässlich. Die Behandlung mit Wachstumshormon wird solange fortgeführt, bis das Wachstum etwa dem der Altersgruppe entspricht.
Orthopädische Behandlung. In seltenen Fällen helfen orthopädische Eingriffe, durch die die Arm- oder Beinknochen mechanisch gestreckt werden. Diese langwierige Behandlung bringt große Schmerzen mit sich und wird nur äußerst selten angewendet.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
Selbstbewusstsein stärken. Wenn Sie Ihr Kind so annehmen, wie es ist, und sein Selbstbewusstsein stärken, hat es die besten Aussichten, im Leben gut zurechtzukommen.
Sport. Finden Sie die passende Sportart für Ihr Kind. Beispielsweise ist es beim Judo von Vorteil, wenn der Junge (oder auch das Mädchen) kleiner und damit leichter ist.
Pubertätsverzögerung und verfrühte Pubertät
Verfrühte Pubertät (zu frühe Pubertät, Pubertas praecox): Verfrühtes Einsetzen der Pubertät. Als Grenze gilt bei Mädchen das Auftreten der Pubertätszeichen vor dem 8., bei Jungen vor dem 9. Geburtstag. Mittlerweile setzt die Pubertät bereits mit durchschnittlich fast 12 Jahren ein – und damit etwa 2 Jahre früher als vor 20 Jahren.
Verspätete Pubertät (zu späte Pubertät, Pubertas tarda): Fehlen jeglicher Pubertätszeichen bei Mädchen nach dem 14., bei Jungen nach dem 16. Geburtstag ohne andere Erkrankung. Die verspätete Pubertät kommt bei Jungen häufiger vor als bei Mädchen.
Symptome und Leitbeschwerden
Verfrühte Pubertät bei Mädchen:
- Brustwachstum vor dem 8. Lebensjahr
- Beschleunigtes Längenwachstum
- Schambehaarung vor dem 9. Lebensjahr
- 1. Menstruation (Menarche) vor dem 9. Lebensjahr
- Schweißgeruch.
Verfrühte Pubertät bei Jungen:
- Zunahme des Hodenvolumens auf über 3 ml vor dem 9. Lebensjahr
- Beschleunigtes Längenwachstum
- Beginn der Körper- und Schambehaarung vor dem 9. Lebensjahr
- Schweißgeruch.
Verspätete Pubertät bei Mädchen:
- Vollständiges Ausbleiben der Pubertätsentwicklung wie Brust- und Schambehaarung im 14. Lebensjahr (oder später)
- Stehenbleiben einer begonnenen Pubertätsentwicklung
- Ausbleiben der 1. Regelblutung (Menarche) im 18. Lebensjahr (oder später).
Verspätete Pubertät bei Jungen:
- Ausbleibende Zunahme des Hodenvolumens auf über 3 ml im 15. Lebensjahr (oder später)
- Stehenbleiben einer begonnenen Pubertätsentwicklung.
Wann zum Kinderarzt
Bei Gelegenheit, wenn
- Sie Zweifel haben, ob die Pubertät bei Ihrem Kind altersgerecht verläuft.
- die Pubertätsentwicklung mehr als 18 Monate lang "stillsteht" oder beim Mädchen die Periode nicht innerhalb von 5 Jahren nach der Brustentwicklung einsetzt.
- bei Mädchen die Regelblutung schon vor dem 10. Geburtstag oder mit dem 16. Geburtstag noch nicht eingetreten ist.
- die Pubertät bei Ihrem Sohn bereits vor dem 9. Geburtstag beginnt.
In den nächsten Wochen, wenn
- bei Ihrem Kind die Pubertät nicht nur sehr früh, sondern auch sehr schnell eintritt.
- nach normalem Pubertätsbeginn die Pubertät "stehen bleibt".
Die Erkrankung
Ursachen und Einflussfaktoren
Das Einsetzen der Pubertät ist oft familiär bedingt: "Spät zündende" Kinder haben oft "spät entwickelte" Eltern.
Geburtsgewicht. Ein niedriges Gewicht bei der Geburt verursacht häufig ein frühes Einsetzen der Pubertät.
Ernährung. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Geschlechtsreife vor allem wegen einer verbesserten Ernährung heutzutage früher eintritt. Diese sog. sexuelle Akzeleration (lat acellero = beschleunigen) betrifft alle Jungen und Mädchen - sie wird seit Jahrzehnten beobachtet und hält weiter an. Die oben genannten Altersangaben berücksichtigen den aktuellen Stand.
Übergewicht. Auch das Körpergewicht spielt eine wichtige Rolle: Bei übergewichtigen Mädchen beginnt die Pubertät früher als bei normalgewichtigen. Bei Jungen mit Übergewicht ist es dagegen umgekehrt. Dies liegt daran, dass das Fettgewebe auch kleine Mengen von Östrogenen bildet, die bei Mädchen die Pubertät unterstützen, bei Jungen aber hemmen.
Entwicklungsverzögerung. Die häufigste Ursache für eine verspätete Pubertät ist die familiär bedingte konstitutionelle Entwicklungsverzögerung. Diese "Spätzünder" zeigen – wie meist auch ihre Eltern – eine verspätete körperliche Reifung, was sich im Röntgenbild auch an den Knochen als vermindertes Knochenalter nachweisen lässt.
Organische Erkrankungen. Andere Ursachen für eine verspätete Pubertät sind selten: So können alle chronischen Organerkrankungen nicht nur Untergewicht und Kleinwuchs bedingen, sondern auch die Pubertät hinauszögern. Ebenso führen manche genetisch bedingten Störungen mit Veränderungen an den Geschlechtschromosomen zu einem Ausbleiben bzw. einer Verzögerung der Pubertät. Am häufigsten sind hier das Ullrich-Turner-Syndrom, das bei einem von 2500 Mädchen vorliegt, sowie das Klinefelter-Syndrom, das bei etwa einem von 1000 Jungen vorkommt. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Schädigung bzw. Fehlanlage der Hoden oder Eierstöcke verursachen eine verspätete oder ausbleibende Pubertät.
Stress. Mitunter verursacht schwerer psychosozialer Stress wie Versagensängste oder Mobbing eine verspätete Pubertät
Sport. Kinder, die zu intensiv körperliches Training (Leistungssport) betreiben, werden öfter später geschlechtsreif.
Pubertätszeichen
Normalerweise setzt die Pubertät bei Mädchen ungefähr mit 10 Jahren und bei Jungen etwa 2 Jahre später ein. Brust bzw. Penis und Hoden wachsen, und die Schambehaarung beginnt zu sprießen.
Etwa mit 13 Jahren (im Durchschnitt etwa 2,5 Jahre nach Beginn der Brustentwicklung) bekommen Mädchen ihre erste Regelblutung (Menarche). Ein Jahr zuvor haben sie ihren größten Wachstumsschub, der dann mit einsetzenden Monatsblutungen rasch abklingt. Bei der ersten Menstruation hat ein Mädchen etwa 95 % seiner Endgröße erreicht (Pubertätsentwicklung bei Mädchen). Die ersten nächtlichen Samenergüsse treten bei Jungen meist zwischen dem 14. und 15. Geburtstag ein. In dieser Zeit beginnt der Wachstumsschub des Jungen, die Schwankungsbreite ist allerdings enorm.
Einzelne vorzeitige Pubertätszeichen
Manchmal zeigen sich auch schon vor der Pubertät Veränderungen an den Geschlechtsorganen, die immer dem Kinderarzt vorgestellt werden sollten. In den meisten Fällen sind diese aber nicht krankhaft:
- Bei Mädchen wird nicht selten eine Brustentwicklung im Kleinkindalter beobachtet (prämature Thelarche). Die betroffenen Kinder sind wahrscheinlich gegenüber Östrogenen, die auch schon bei kleinen Mädchen gebildet werden, empfindlicher. Wenn allerdings gleichzeitig die Wachstumsgeschwindigkeit ansteigt, Schambehaarung oder gar eine Regelblutung auftritt, können krankhafte Hormonstörungen dahinter stehen.
- Wenn bei Mädchen die Schambehaarung schon zwischen 5 und 8 Jahren beginnt (oder bei Jungen zwischen 7 und 9 Jahren), muss das nicht krankhaft sein (vorzeitige Schamhaarentwicklung, prämature Pubarche). Aber auch hier gilt: Zieht gleichzeitig das Wachstum an oder sind andere Pubertätszeichen zu beobachten (etwa die Entwicklung von Brüsten bei Mädchen oder eine Vergrößerung der Hoden bei Jungen), ist eine hormonelle Störung möglich.
Verfrühte Pubertät
Von einer zu frühen Pubertät wird dann gesprochen, wenn ein Mädchen schon vor dem 8. Lebensjahr Brüste entwickelt oder sich die Hoden bei einem Jungen schon vor dem 9. Lebensjahr vergrößern (dabei bilden sich dann in der Regel auch die ersten Schamhaare). Mädchen sind viermal häufiger von dieser verfrühten Pubertät betroffen als Jungen.
- Echte verfrühte Pubertät (Pubertas praecox vera): Die Steuerhormone des Gehirns lösen die Pubertätsentwicklung zu früh aus, meist ohne dass eine Ursache hierfür feststellbar wäre. Die verschiedenen Pubertätsstadien treten dabei in ihrer normalen Reihenfolge auf. Ähnliches gilt für die familiär bedingten Formen der verfrühten Pubertät (konstitutionelle Frühentwicklung). Bei diesen Kindern waren auch die Eltern Frühentwickler; eine Ursache ist nicht feststellbar.
- Verfrühte Scheinpubertät (Pseudopubertas praecox): Geschlechtshormone werden in dafür eigentlich gar nicht vorgesehenen Organen gebildet, etwa beim adrenogenitalen Syndrom (einer angeborenen Störung der Kortisonbildung der Nebenniere) oder bei manchen Tumoren. Typisch ist für diese Formen, dass die Hoden bzw. – nicht von außen sichtbar – die Eierstöcke klein bleiben.
Verspätete Pubertät
Bei Kindern mit verspäteter Pubertät bleibt bis zum 14. bzw. 16. Lebensjahr Brustentwicklung oder Hodenwachstum aus. Von einer verspäteten Pubertät sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen.
Sonderform primäre Amenorrhoe. Eine Sonderform der verspäteten Pubertät ist die ausbleibende Blutung beim ansonsten normal pubertierenden Mädchen (primäre Amenorrhoe). Ursachen können Fehlbildungen des Uterus oder der Scheide sowie ein Verschluss der Scheide durch ein zusammengewachsenes Jungfernhäutchen (Hymenalatresie) sein. Im letzteren Fall verursacht das Blut, das während der Periode aufgestaut wird, zyklische Bauchschmerzen.
Komplikationen
Wie sich die verspätete Pubertät auf die Kinder auswirkt, hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.
Wachstum. Kinder mit konstitutioneller Entwicklungsverzögerung wachsen zunächst langsamer als ihre Altersgenossen (was einen gewissen Leidensdruck bedingen kann), ihre Endgröße ist aber normal. Kommen Kinder allerdings früher in die Pubertät, sind sie im Erwachsenenalter meist kleiner. Der Grund dafür: Die Knochen hören nach dem frühen Wachstumsschub auf zu wachsen.
Depressionen. Werden Jugendliche früher als ihre Altersgenossen geschlechtsreif, leiden sie häufiger an psychologischen, Verhaltens- und zwischenmenschlichen Problemen, die das Risiko für Depressionen in den darauffolgenden Jahren erhöhen. Dies trifft eher auf Mädchen als auf Jungen zu.
Diagnosesicherung
Eine körperliche Untersuchung, die Bestimmung des Knochenalters durch Röntgen der linken Hand, Hormonuntersuchungen des Blutes und bei Mädchen eine gynäkologische Untersuchung (mit Ultraschall der Gebärmutter) zählen zum Basisprogramm, das je nach Verdacht ergänzt wird.
Behandlung
Eine zu frühe Pubertät kann durch spezielle Antihormone gebremst werden, die entweder gespritzt oder als Nasenspray gegeben werden. Umgekehrt kann bei verspäteter Pubertät die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale durch Gabe von Steuerhormonen wie GnRH oder Geschlechtshormonen eingeleitet werden.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
Kinder leiden darunter, anders zu sein als ihre Altersgenossen. Der Gruppendruck ist gerade während der Pubertät enorm. Hier gilt Ähnliches wie für das zu kleine oder zu große Kind: Stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes, damit es sich so akzeptieren kann, wie es ist.
Verhütung bei Jugendlichen
Wirft man einen Blick auf die Statistik, verhalten sich Jugendliche in Sachen Sex und Verhütung sehr verantwortungsvoll. 91 Prozent der Jugendlichen verhüten bereits beim ersten Sex. "Risikofaktoren" für ungeschützten Sex sind
- Alter unter 14 Jahren (wobei zwei Drittel der Jugendlichen unter 16 Jahren noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht haben)
- eine Sexualpartner*in, die nur flüchtig bekannt ist
- ein geringes Bildungslevel
- eine hohe Religiosität
- wenig Zugang zu sexueller Aufklärung.
Für die Wahl des Verhütungsmittels ist im Jugendalter die Devise klar: so sicher und einfach wie möglich. Das aber erfüllen nur ganz wenige Verhütungsmittel. Deswegen wird Jugendlichen zur Verhütung meist das Kondom oder die Antibaby-Pille empfohlen. Beide haben einen niedrigen Pearl-Index, sodass ungewollte Schwangerschaften sehr selten sind. Auch die Handhabung der Verhütungsmittel klappt in der Regel gut – auch wenn Mädchen regelmäßig an die Einnahme der Pille denken müssen. Jungen sollten vor dem ersten Sex am besten das richtige Aufziehen des Kondoms üben.
Leider sind praktisch alle anderen Verhütungsmethoden bei Jugendlichen mit Nachteilen verbunden:
- Gestagenpräparate (z. B. Minipille): Nachteil ist die schlechtere Zykluskontrolle. Auch sind die Nebenwirkungen stärker, sodass die Minipille nur bei Raucherinnen und jungen Frauen mit Blutgerinnungsproblemen in Betracht kommt.
- Hormonpflaster (Evra®): Zwar verleihen tatooartige Pflasterdesigns eine attraktive, Jugendliche ansprechende Verpackung. Aber die Trägerinnen dieser Pflaster erhalten eine bis zu 60 % höhere Östrogendosis als bei der Einnahme einer "Pille", verbunden mit entsprechend höheren Nebenwirkungen.
- Hormonspirale: Auch wenn inzwischen spezielle Modelle für Jugendliche existieren, besteht gerade bei ihnen die Gefahr von Eileiterentzündungen, verbunden mit späteren oder , und die Spiralen werden auch häufiger ausgestoßen. Somit nicht geeignet für Jugendliche.
- Depot-Progesteron und subdermale Hormonimplantate wie Implanon® sind wegen der deutlich höheren Hormonspiegel mit teils schweren Nebenwirkungen ungeeignet.
- Barrieremethoden wie Scheidendiaphragma, Portiokappe oder Vaginalring sind bei Jugendlichen wegen der aufwendigen "Einsetzarbeit" keine Option.
- Natürliche Verhütungsmethoden (ob auf Messen der Temperatur oder Testen des Gebärmutterhalsschleims basierend) sind für Jugendliche ungeeignet, da der Zyklus noch instabil ist.
Egal, welches Verhütungsmittel gewählt wird – ein Kondom sollte immer zusätzlich verwendet werden, denn nur so lässt sich der Übertragung von Geschlechtskrankheiten vorbeugen.
Verordnung der "Pille" bei Jugendlichen
Es gibt keine medizinische Altersgrenze für die Pille. Die Pille zählt aber zu den verschreibungspflichtigen Verhütungsmitteln – das Rezept dafür gibt es nur in der Arztpraxis. Einige Frauenärzt*innen verlangen von Jugendlichen unter 16 Jahren eine Einwilligung der Eltern. Eine Zustimmung der Eltern ist laut Angaben der Fachgesellschaften dann erforderlich, wenn die Jugendliche nach ärztlicher Einschätzung noch nicht "einwilligungsfähig" ist – häufig, aber rechtlich nicht zwingend, wird dafür der 14. Geburtstag angenommen.
Die Pille hat einige Vorteile: Viele junge Frauen vertragen sie gut und sie verhindert ungewollte Schwangerschaften sehr zuverlässig. Die junge Frau kann selbst über die Verhütung bestimmen und muss sich nicht auf die Kooperation ihres Partners verlassen. Bis zum 22. Geburtstag werden die Kosten für die Pille zudem ganz oder zumindest teilweise von den Krankenkassen übernommen. Dennoch sollte jeder Anwenderin klar sein, dass die Pille in den natürlichen Hormonhaushalt eingreift und Nebenwirkungen verursachen kann (Nähere Infos im Text "Die Pille").
Verhütung von Geschlechtskrankheiten
Neben ungewollten Schwangerschaften besteht beim Sex immer auch das Risiko, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken. Kondome und die in Deutschland eher ungebräuchlichen Femidome sind die einzig wirksamen Mittel, sexuell übertragbaren Krankheiten vorzubeugen. Immerhin steht mit der (HPV) heute ein zusätzlicher Schutz zur Vorbeugung gegen zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt diese Impfung als Regelimpfung für 12- bis 17-jährige Mädchen, bei ihnen übernimmt die Krankenkasse in jedem Fall die Kosten. Ob die Impfung auch älteren Frauen und Männern nutzt, wird derzeit untersucht.
Weiterführende Informationen